FEUERWEHR EPPELBORN
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Donnerstag, 23.09.2021
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René Finkler
EINSATZBERICHT

Großalarm durch ausströmendes Flüssiggas in Dirmingen

Vorschau
Dirmingen. Ein Mann erfüllte sich mit seiner Familie den Traum vom Eigenheim im Eppelborner Ortsteil Dirmingen. Kurz nach dem Kauf sollten die Arbeiten zur Sanierung auf dem Grundstück in der Straße „Lachwies“ los gehen.

Am Donnerstagabend, 23. September 2021, wollte sich der Besitzer um einen alten Tank für Flüssiggas im Garten kümmern. Nach eigenen Angaben sei dieser bereits längere Zeit nicht mehr in Betrieb und würde lediglich als Wasserspeicher genutzt. So hätte man es ihm mitgeteilt.

Der Mann schritt zur Tat und begann mit einem Winkelschleifer mit einer Trennscheibe am Tank zu werkeln. Als die Wandung des Tanks durchdrungen war, strömte ihm sofort das unter Druck stehende Propangas entgegen. Wie durch ein Wunder kam es bei dem hochentzündlichen Gas nicht zur Explosion. Diese hätte wohl nicht nur Todesopfer und Verletzte gefordert, sondern hätte auch massiven Schaden im Umkreis von mehreren hundert Metern verursacht.

Nachbarn brachten daraufhin die Rettungskette in Bewegung, in dem sie einen Notruf absetzten. Die Rettungsleitstelle alarmierte daraufhin den Löschbezirk Dirmingen sowie eine Teileinheit des Löschbezirks Eppelborn mit einem Mehrgasmessgerät. Zudem wurde der Einheitenführer des ABC Zuges des Landkreis Neunkirchen Alexander Ley gemeinsam mit dem für den Landkreis Neunkirchen zuständigen CBRN-Erkunder der Feuerwehr Illingen - Löschbezirk Wustweiler zur Einsatzstelle entsandt. Diese Art Einsatzfahrzeug hält besondere Messtechnik zum Messen von Gefahrstoffen vor.

Nach einer ersten Lageerkundung wurde deutlich, dass hier speziell ausgebildetes Personal und Ausrüstung an der Einsatzstelle benötigt wird. Nachdem die umliegenden Häuser im Gefahrenbereich evakuiert wurden und der Brandschutz durch die erste Einheit aus Dirmingen sichergestellt wurde, lies man weitere Einsatzmittel zur Einsatzstelle alarmieren.

Bürgermeister Dr. Andreas Feld informierte sich persönlich vor Ort
Darunter neben dem Einsatzleitwagen aus Wiesbach und der Teileinheit Drohne aus dem Löschbezirk Eppelborn auch Teileinheiten des ABC Zuges des Landkreises, welche sich aus Einsatzkräften aus verschiedenen Feuerwehren des Kreises zusammensetzen. So auch der Fachberater für chemische Gefahren Dr. Frank Schwan, welcher Mitglied der Feuerwehr Eppelborn ist, die Führungsgruppe des ABC Zuges, den Rüstwagen-Gefahrgut und eine Arbeitsgruppe.

Die Gefahr des austretenden Gases bestand hauptsächlich darin, dass dieses ungefähr doppelt so schwer ist wie die Umgebungsluft und es sich somit über dem Boden aufhält und in tieferen Senken, Kanäle oder Räumen wie zum Beispiel Kellerräume ansammelt und dort je nach Konzentration eine explosionsfähige Atmosphäre bildet. Dazu kommt, dass dieses Gas hochentzündlich ist. Ein Betätigen eines Lichtschalters könnte ausreichen, um das Gas zu entzünden.

Um parallel umfangreichere Messungen durchzuführen wurde auch ein weiterer CBRN-Erkunder aus dem Landkreis Sankt Wendel, sowie der Gerätewagen Mess-Leit der Berufsfeuerwehr Saarbrücken, welcher für die Koordination der CBRN-Erkunder zuständig ist, alarmiert. Ebenfalls wurden der Energieversorger zum Abschalten des Stroms und der Wasserversorger mit den Kanalplänen zur Einsatzstelle gerufen.

Nach einer ersten Beratschlagung mit dem Fachberater Chemie wurde versucht, mit benetzten Tüchern die Leckage zu verschießen. In der Theorie sollten die Tücher durch das eiskalte Gas festfrieren und so das Leck abdichten. Dies führte in der Praxis jedoch nicht zum Ziel, sodass mit Abdichtmaterial und Zurrgurten versucht wurden den Schnitt abzudichten.

Aufgrund der sauerstoffverdrängenden Eigenschaft von Propangas mussten die Arbeiten unter umluftunabhängigem Atemschutz durchgeführt werden. Auch nicht jedes Einsatzmittel durfte mit in den Einsatzraum genommen werden. Zugelassen sind dort nur welche, die keine Funkenbildung verursachen können und im Fachjargon als „Ex-geschützt“ gekennzeichnet sind. Aufgrund des hohen Bedarf an Atemschutzgeräten wurde auch der Gerätewagen-Atemschutz zur Einsatzstelle geschickt. Im gleichem Zug hat man auch noch eine Atemschutzgeräteträger-Reserve aus dem Löschbezirk Bubach-Calmesweiler angefordert, welche sich im Bereitstellungsraum auf dem Dirminger Marktplatz bereit hielt.

Drohnenleitstand der Drohnengruppe der Feuerwehr Eppelborn
Lange hielt die Abdichtung jedoch nicht, da sich das Gas leicht erwärmte, sich daraufhin ausdehnte und Druck aufbaute. Bereits nach einigen Minuten drückte sich das Gas an der Abdichtung heraus. Parallel wurde auch eine Fachfirma über den Notdienst FSD (Flüssiggas-Sicherheitsdienst) über die Rettungsleitstelle angefordert. Mit einem speziellen Fahrzeug sollte der Gastank leer gepumpt werden. Jedoch hatte das Fahrzeug aus der Nähe von Idar-Oberstein eine Anfahrtszeit von über 2 Stunden.

Um sich ein weiträumiges Bild der Einsatzstelle zu machen wurde durch die Drohneneinheit der Feuerwehr Eppelborn eine Drohne über der Einsatzstelle positioniert. So konnte unter anderem eine rauchende Person auf einem Balkon im äußeren Gefahrenbereich ausfindig gemacht und vor der Gefahr gewarnt werden.

Die vorgehenden Trupps mussten sich mit Atemschutzgeräten ausrüsten
Aufgrund der Länge des Einsatzes wurden auch die Mannschaftstransportwagen aus den Löschbezirken Habach, Humes-Hierscheid und Bubach-Calmesweiler für Logistikaufgaben angefordert. Deren Aufgabenbereich erstreckte sich über die Verpflegung der Einsatzkräfte sowie über den Transport von Einsatzkräften und Personen von der Einsatzstelle zu einer Notunterkunft in der Borwieshalle für die evakuierten Anwohner.

Neben dem Kreisbrandinspekteur Michael Sieslack war auch der Bürgermeister der Gemeinde Eppelborn Dr. Andreas Feld sowie Ortsvorsteher von Dirmingen Frank Klein vor Ort.

Nachdem das Umpumpen abgeschlossen war, konnte mit der Freimessung der evakuierten Wohnhäuser begonnen werden. Hierzu kamen erneut die Messeinheiten des CBRN-Erkunders zum Einsatz. Koordiniert wurden die evakuierten Personen gegen Mittnacht aus der Borwieshalle zurück zu ihren Häusern gefahren, wo vor Betreten der Häuser ein Messtrupp die Wohn- und Kellerräume auf eine mögliche Gasansammlung überprüfte.

Bei einem Gebäude war die Gaskonzentration so erhöht, dass mittels Überdrucklüfter das Gas aus dem Haus gedrückt werden musste.

Nachdem alle Häuser und die Kanalisation überprüft wurden konnte durch den Energieversorger wieder der Strom eingeschaltet werden.

Der Einsatz für die rund 120 freiwilligen Einsatzkräfte der Feuerwehr unter der Leitung von Wehrführer Andreas Groß konnte nach rund 7 Stunden gegen 01:30 Uhr vor Ort beendet werden. Im Anschluss musste in den Feuerwehrgerätehäusern und Fachwerkstätten wieder Einsatzmaterial und Fahrzeuge auf Vordermann gebracht werden. Diese Arbeiten zogen sich noch bis tief in die Nacht.

Verletzt wurde bei dem Einsatz glücklicherweise niemand.

Alle hier gemachten Angaben erfolgen ohne Gewähr!
Die hier veröffentlichten Angaben geben den Sachverhalt vereinfacht wieder. Sie können von den Angaben im Einsatzbericht abweichen und haben daher keine rechtliche Aussagekraft. Als einziges amtliches Dokument dient nur der schriftliche Einsatzbericht des Einsatzleiters.
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