FEUERWEHR EPPELBORN
Donnerstag, 28.03.2024 15:07
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Sonntag, 08.08.2021
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Frank Recktenwald
EINSATZBERICHT

Kräfte der Feuerwehr Eppelborn im Katastropheneinsatz im Ahrtal

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Eppelborn. In der Eifel hat sich im Juli 2021 nach extrem starken Regenfällen eine Hochwasserkatastrophe ereignet. Allen sind die schrecklichen Bilder präsent, mit weggerissenen Straßen, eingestürzten Wohnhäusern und weggespülten Fahrzeugen. Fast 200 Menschen sind dabei in Rheinland-Pfalz und in Nordrhein-Westfalen ums Leben gekommen.

Im Rahmen des Katastrophenschutzes wurden am 20. Juli auch Kräfte der Feuerwehr Eppelborn alarmiert. Das im Löschbezirk Bubach-Calmesweiler stationierte Löschfahrzeug des Katastrophenschutzzuges des Landkreis Neunkirchen kam bei der Feuerwehrbereitschaft TH (Technische Hilfe) Saarland 1 und 3 zum Einsatz. Und auch die Dekoneinheit des Landkreises Neunkirchen wurde im Laufe des Einsatzes angefordert. Für das Löschfahrzeug waren 9 Mann Besatzung notwendig. Bei der Unterstützung der Dekoneinheit waren 6 Feuerwehrleute im Einsatz. Das macht einen Personalansatz von 33 Einsatzkräften, die es zu besetzen galt.

Dies erwies sich wegen des kurzfristigen Einsatzes als schwierig. Absprachen mit Arbeitgebern waren auf dem kleinen Dienstweg zu treffen und das Personal war wegen der Urlaubszeit sowieso geschmälert. Auch zählte nicht nur die reine Manpower, sondern die Funktionen wie Einheitenführer, Maschinist und Atemschutzgeräteträger mussten adäquat besetzt werden. Dazu musste auch der Grundschutz der Gemeinde Eppelborn gerade auch wegen den Baustellen auf der B 10 im Hinterkopf behalten werden. Schnell wurden für diese Situationen Lösungen gefunden und die Einsatzmannschaft bestehend aus den Löschbezirken Bubach-Calmesweiler, Eppelborn und Dirmingen konnte in den Einsatz gebracht werden.

Morgens gegen 05:00 Uhr starteten die Kameraden zusammen mit zahlreichen weiteren Kräften aus den umliegenden Kommunen in Richtung Eifel. Verabschiedet wurden sie von Landrat, Brandinspekteur und den Bürgermeistern der Gemeinden. Ziel war das Fahrerlager der Motorsportrennstrecke am Nürburgring, wo eine logistische Einsatzzentrale für alle eingesetzten Kräfte eingerichtet worden war. Von dort aus ging es dann nach dem Bezug der Zelte, die die nächsten Tage als Unterkunft dienten, zu den Einsätzen im Schadensgebiet.

"Die Eindrücke aus dem Einsatzgebiet werden uns noch lange in Erinnerung bleiben. Die zerstörerische Kraft des Wassers ist unvorstellbar", so Wehrführer Andreas Groß, der selbst vor Ort im Einsatz war. Der Wegfall der Infrastruktur wie Strom, Telefon, Internet, Trinkwasser, bis hin zu Straßen und Bahnlinien, konnte sich vor der Katastrophe in unserer gemäßigten Klimazone niemand vorstellen. Dabei trennen gerade einmal 130km die Gemeinde Eppelborn und das Ahrtal.

Die Einheit der Feuerwehr Eppelborn war in den Orten Müsch, Antweiler, Fuchshofen und Rech im Einsatz. Einige Einsatzaufträge waren klassische Feuerwehrarbeit, wie zum Beispiel Lageerkundung, Pumparbeiten oder das Sicherstellen des Grundschutzes. Auch ein Einsatz bei einem Entstehungsbrand nach Wiedereinschalten des Stromnetzes musste abgearbeitet werden. Der Großteil der Einsatzaufträge hatten aber nichts mit klassischer Feuerwehrarbeit zu tun, sondern wurde als Helfer im Katastrophenschutz abgearbeitet. Es wurden unter anderem Kanäle und Einläufe frei gespült, Brauchwasser transportiert und Hilfsgüter verwaltet. Kurzum überall wo etwas angefallen ist, wurde unterstützt.

Hier war in vielen Situationen Teamfähigkeit, handwerkliches Geschick, Organisations- und Improvisationstalent gefragt. "Besonders stolz hatte es mich gemacht, als uns ein Fachberater Bau des THW bei der Einsatzleitung gelobt hatte, nachdem wir zusammen mit der Mannschaft des Rüstwagens aus Illingen einen Strommast gesichert hatten. Dieser war sehr wichtig zur provisorischen Stromversorgung des Ortes Müsch. Der Fachberater sagte, das hätten Einheiten des THW nicht besser machen können", erzählte Wehrführer Groß.

"Dass man ein flachwassertaugliches Boot anfordert und es auch binnen vier Stunden, wenn auch ohne Bedienpersonal bekommt, hat mich dann schon gewundert". Dank des Wissens basierend auf einer Rafting Tour bei der Partnerfeuerwehr des Löschbezirks Bubach-Calmesweiler in Gries im Ötztal konnten die Kameraden auch dieses Problem lösen.

Der Einsatz wird den Kameraden, die im Katastrophengebiet eingesetzt waren, wohl noch lange in Erinnerung bleiben. Das Ausmaß an Zerstörung und Leid kennt man sonst nur aus weit entfernten Kriegs- oder Krisenregionen. Alle eingesetzten Kräfte der Feuerwehr Eppelborn sind nach dem mehrtägigen Einsatz gesund nach Hause zurückgekehrt.

Der Einsatz hinterlässt bei Wehrführer Andreas Groß aber auch Fragen: "Die Hilfsbereitschaft für die Betroffenen ist überwältigend. Ob Sach-, Geldspenden oder freiwillige Helfer die ins Katastrophengebiet kommen. Aber muss es erst zu einer Katastrophe kommen, bevor Menschen anpacken? Die Hilfsorganisationen leiden seit Jahren unter einem Mitgliederschwund. Hier gilt es auch das Alltagsgeschäft personell abzuwickeln. Ein in die Jahre gekommenes Fahrzeug zu ersetzen ist eins, aber das benötigte Personal vorzuhalten ist das Andere."

Er wünscht sich, dass sich die Bürgerinnen und Bürger Gedanken darüber machen, woher das Personal dafür kommen soll. "Das sind alles normale Menschen mit einer Familie, in einem Arbeitsverhältnis, wie Sie und ich. Diese Menschen leisten ihren Dienst überwiegend ehrenamtlich und unentgeltlich. Vielleicht kommen Sie zu dem Entschluss sich auch ehrenamtlich zu engagieren und sich einer Hilfsorganisation anzuschließen."

Alle hier gemachten Angaben erfolgen ohne Gewähr!
Die hier veröffentlichten Angaben geben den Sachverhalt vereinfacht wieder. Sie können von den Angaben im Einsatzbericht abweichen und haben daher keine rechtliche Aussagekraft. Als einziges amtliches Dokument dient nur der schriftliche Einsatzbericht des Einsatzleiters.
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