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Die Feuerwehr in Zahlen | Donnerstag, 01.10.2020

45 Seiten umfasst die Jahresstatistik der Feuerwehren im Saarland. Der Neunkircher Kreisbrandinspekteur hat das Zahlenwerk unter die Lupe genommen.


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Kreis Neunkirchen Fünf Brandtote - das lässt Kreisbrandinspekteur Michael Sieslack nicht kalt. Im Gespräch mit unserer Zeitung schaut er auf die Feuerwehrstatistik 2019 und im Besonderen auf die Daten zum Kreis Neunkirchen. Landesweit gab es im Vorjahr zehn Tote durch Brände, in seiner Region zählt er also die Hälfte: "Das ist schon viel." Dazu kämen noch 15 Todesopfer, die bei Technischer Hilfe, etwa Unfällen, zu beklagen waren. "Das hat das Jahr geprägt", sagt Sieslack. Und auch Spuren bei den Rettern vor Ort hinterlassen.

372 Mal rückten die Wehren der sieben Kreiskommunen mit 31 Löschbezirken im Vorjahr nach Feueralarm aus. Ein leichter Anstieg. Und eigentlich entgegen dem Trend, stellt Sieslack fest. Die Zahlen steigen in der Regel bei Technischen Hilfeleistungen, also bei Unfällen, Explosionen, Überschwemmungen, Sturmschäden bis hin zu Tierrettung. 639 Mal hieß es da 2019 ausrücken (darunter 34 Fälle, bei denen Tiere im Spiel waren). "Zu der Statistik kommen aber auch noch 204 Fehlalarme", ergänzt Sieslack. "Auch da rücken wir ja aus." In der Summe addiert der Kreisbrandinspekteur für 2019 also 1215 Einsätze der Feuerwehren.

120 Fahrzeuge gab es 2019 im Fuhrpark der Feuerwehren im Kreis Neunkirchen.

Schauen wir auf's Personal. 1350 Frauen und Männer waren 2019 bei den Wehren im Kreis aktiv. "Im Vergleich zum Vorjahr haben wir 47 Aktive verloren", rechnet Sieslack vor. Die Sollstärke für den Landkreis sieht der Kreisbrandinspekteur aber "noch gewährleistet": "Wenn einzelne Löschbezirke die Sollstärke nicht mehr bringen, können wir noch durch Löschbezirke mit Überhängen ausgleichen." Was Hoffnung macht: Die Mitgliederzahlen bei den Jugendfeuerwehren steigt. 565 Jungen und Mädchen listet die Statistik 2019 auf. Und vor allem: Die Kurve der Mädchenziffern geht hoch. Fünf Vorbereitungsgruppen für die Kleinen ab sechs Jahren haben sie im Landkreis inzwischen auf den Weg gebracht. "Das wirkt schon", sieht Sieslack positive Effekte. Aber er weiß auch: Bis die Minis 16 sind, um dann zu den Aktiven zu wechseln, ist es ein langer Weg, den nicht alle gehen werden.

Die Entwicklung bei den Aktiven wollen sie im Auge behalten, betont Sieslack und schließt Landrat und Wehrführer und die Kommunen als Träger der Wehren mit ein. Im Kreis St. Wendel kommen auf 1000 Einwohner aktuell 22 Feuerwehrleute. Im Landkreis Neunkirchen zehn, Im Regionalverband gerade mal sieben. Die Zahlen spiegeln ein Land-Stadt-Gefälle wider, sagt Sieslack. "Für Regionen, die städtisch geprägt sind, ist es schwieriger, Leute zu finden", sagt Sieslack und nennt ein Beispiel vor der Haustür: "Eppelborn hat so viele Leute wie Neunkirchen, aber Neunkirchen ist dreimal so groß."

"Wir müssen Mitglieder gewinnen, um die Mannschaftsstärke zu halten", sagt Sieslack weiter. Das Plus bei der Jugend werde nicht reichen. Quereinsteiger werben, sei eine Option. Menschen, die im Erwachsenenalter der Weg in die Wehr finden. Und der Frauenanteil bei den Aktiven liege gerademal bei neun Prozent: "Da ist noch Luft nach oben. Da geht noch mehr."

1215 mal mussten die Feuerwehren im Landkreis Neunkirchen im Jahr 2019 ausrücken, Fehlalarmierung inklusive..

Aber auch die vorhandenen Mitglieder wollen umworben sein, fügt Sieslack hinzu: "Sie wollen und verdienen Anerkennung." Sieslack sieht da auch die Kommunen als Träger in der Pflicht. Nennt Befreiung von Kitagebühren für Feuerwehrleute, Feuerwehr-"Rente", freien Eintritt ins Hallenbad oder einen Bonus, wenn es um Einstellungen geht. Der Kreis helfe, stelle jetzt etwa einen Haushaltstitel für die Kreisjugendfeuerwehr ein.

Werben heißt auch am Image arbeiten. Innenminister Bouillon lässt gerade einen Imagefilm Feuerwehr drehen, berichtet Sieslack und begrüßt die Aktion. Ein Dreh ist diese Woche in Uchtelfangen angesetzt.

Und Corona? "Die Einsatzfähigkeit war nie gefährdet und ist auch jetzt nicht gefährdet", betont der Kreisbrandinspekteur. Inzwischen sind alle wieder am Üben (unter Auflagen). Im SZ-Interview im Juni hatte Sieslack noch befürchtet, durch die Zwangspause könnte die Feuerwehr Mitglieder verlieren. Jetzt kann er sagen: "Alle sind nochmal gekommen."

Interkommunale Zusammenarbeit ist auch bei der Feuerwehr ein großes Thema. So sind Unterstützungseinheiten gebildet worden, sagt Sieslack. Sie bedeuten gegenseitige Hilfe bei Bedarf an Ausrüstung, Fahrzeugen und Personal. Jetzt verfolgen sie die Idee, ihre Kräfte zu konzentrieren. Sieslack: "Spezielle Einsätze erfordern spezielle Ausrüstung, Fahrzeuge und Ausbildung. Wir wollen Spezialaufgaben auf die einzelnen Wehren verteilen. Sie sollen die notwendige Sonderausstattung vom Landkreis erhalten."

Das sei ein Weg, der sich über Jahre erstrecke. Und jede Wehr solle bedacht werden. Vom Landrat und den Wehrführern werde die Idee gut aufgenommen. Nun soll sie den Rathäusern vorgestellt werden: "Wir hoffen, dass die Kommunen diesen Weg mitgehen." In einem nächsten Schritt könne dann auch über Spezialisierung über Kreisgrenzen hinweg nachgedacht werden.

1350 Männer und Frauen waren 2019 bei den Feuerwehren im Landkreis Neunkirchen aktiv.

Das Wort Fusion mag der Kreisbrandinspekteur nicht so gerne. Er spricht lieber von Zusammenführen. Auch im Landkreis Neunkirchen sind inzwischen Löschbezirke zusammengegangen. Schauen wir nach Eppelborn, nach Illingen oder nach Schiffweiler. Und das Zusammenführen werde weitergehen, sagt Sieslack. "Ich kann nicht mitgehen, wenn Zusammenlegen aus rein finanziellen Gründen erfolgt. Aber wenn das mit Investitionen, mit Modernisieren verbunden ist, ist das gut. Es muss dann was Neues entstehen." Zum aktuellen Stand versichert der Kreisbrandinspekteur: "Die Wehren sind gut aufgestellt, ausgestattet und ausgebildet. Mit einer hochmotivierten Mannschaft."

INFO: Die Feuerwehren im Saarland

Im Saarland werden der Brandschutz und die Technische Hilf von der Berufsfeuerwehr Saarbrücken, 52 freiwilligen Feuerwehren (untergliedert in 310 Löschbezirke) und 15 Werkfeuerwehren sichergestellt.

Die Berufsfeuerwehr Saarbrücken zählt 198 hauptamtlichen Angehörige. In der Altersabteilung sind 110 ehemalige Aktive.

Die Freiwilligen Feuerwehren zählen mehr als 11.410 aktive Angehörige. Den Altersabteilungen gehören 3.456 ehemalige Aktive an. In den Jugendfeuerwehren werden 4.336 Kinder auf ihren Dienst in der Feuerwehr vorbereitet.

Die Werkfeuerwehren im Saarland haben 850 aktive Mitglieder, darunter 209 Hauptberufliche. Den Altersabteilungen gehören 67 ehemalige Aktive an.

Die Feuerwehren verfügen über 487 Löschfahrzeuge, 30 Hubrettungsfahrzeuge, 155 Rüst- und Gerätewagen, 60 Kommandowagen, 45 Einsatzleitwagen, 12 Schlauchwagen, 7 Wechselladerfahrzeuge und 142 Mannschaftsstransportwagen, dazu acht Fahrzeuge für den Rettungsdienst.

Quelle: Saarbrücker Zeitung














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